Dass Jungs nicht lesen, stimmt nicht – aber das Angebot für sie stimmt genau so wenig. Sachbücher und die Themen, die Pubertierende wirklich spannend finden, existieren kaum.

„Dass Jungen gar nicht lesen ist ein Mythos“, ist sich Stefan Aufenanger, Wissenschaftlicher Direktor der Stiftung Lesen, sicher. Gleichzeitig kritisiert er jedoch das mangelnde Angebot für diese Zielgruppe: Jungs interessieren sich für Technik. Fußball oder Action – doch der Anteil der Sachbücher bei Kinder- und Jugendbüchern beträgt nur rund 10 Prozent im Vergleich zu Romanen, die 54 Prozent ausmachen.

Das wäre ja noch gar nicht schlimm, gäbe es wenigstens im Topthema, das die Männer der Zukunft interessiert, reichlich Angebot: Sex und wie man dazu kommt. Ob es nun darum geht, wie man sein erstes Date vorbereitet, Verhütung betreibt oder alles, was sonst noch so dazu gehört – um an Informationen zu gelangen, muss doch wieder auf „Dr. Sommer“ & Co. zurück gegriffen werden. Den Grund dafür sieht Klaus Willberg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen, in der Struktur der Branche: „Die Belletristik wird – ganz objektiv gesehen – von der Lektorin bis zur Bibliothekarin von Frauen dominiert.“ So komme es dazu, dass Frauen bestimmen, was Männer lesen.

Er – als Mann – empfiehlt Heranwachsenden das Buch „Für Mädchen verboten“, in dem es um die Lebenswelt von 12- bis 15-jährigen Jungen geht sowie die „Bert“-Bücher im Oetinger-Verlag. „Das sind die wenigen Bücher, die sich an den Lesebedürfnissen dieser Zielgruppe orientieren“, so Willberg.

(Foto: inga)